Digitalisierungsprojekte in großen traditionellen Unternehmen können eine Herausforderung darstellen. Die Kombination von etablierten Strukturen und neuen technologischen Anforderungen erfordert einen speziellen Ansatz, um erfolgreich zu sein. In der neuen Folge von „Digitalisierung und Freelancer“ spricht Sören mit seinem Gast Thede Küntzel über die Möglichkeiten, wie solche Projekte auch in Traditionsunternehmen funktionieren können.
Thede Küntzel und sein Werdegang
Thede Küntzel ist Manager für Projekte und Innovation im strategischen Innovationsmanagement der Sparkasse Bremen. Zusätzlich ist er Geschäftsführer der ÜberseeHub GmbH, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der Sparkasse Bremen, die digitale Lösungen für Endkunden und Businesskunden entwickelt. Mit seiner Expertise in Innovation und Digitalisierung ist Thede ein geeigneter Gesprächspartner, um die Herausforderungen und Chancen solcher Projekte in traditionellen Unternehmen zu beleuchten.
Der Kontakt zwischen Sören und Thede entstand während einer digitalen Konferenz zu Corona-Zeiten. Sören war beeindruckt von der Agilität und digitalen Ausrichtung der Sparkasse Bremen, einem Unternehmen mit langer Tradition. Die Sparkasse Bremen hat erkannt, dass sie sich den neuen Anforderungen anpassen muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Diese Erfahrung kann auch für andere Unternehmen mit einer gewissen Firmengeschichte inspirierend sein, da sie von den Erfolgen der Sparkasse Bremen lernen können.
Die Besonderheiten der Sparkasse Bremen
Die Sparkasse Bremen ist eine von insgesamt 358 Sparkassen in Deutschland. Sie zeichnet sich durch ihre hohe Bekanntheit, das Vertrauen der Menschen in die Marke Sparkasse und ihre Gemeinwohlorientierung aus. Neben ihrer Hauptfunktion als Finanzinstitut engagieren sich die Sparkassen auch in sozialen Belangen und tragen durch hohe Spendenvolumina zur Gesellschaft bei.
Die Umbenennung des Teams von „Digitalisierung“ in „strategisches Innovationsmanagement“ zeigt den erweiterten Fokus auf Innovation und die Entwicklung neuer Produkte und Geschäftsmodelle. Thede betont, dass es nicht nur darum geht, bestehende Prozesse zu digitalisieren, sondern auch um den direkten Kundenkontakt und ein besseres Verständnis der Kundenbedürfnisse.
Die Transformation zur Netzwerkorganisation
Thede beschreibt, dass die Entscheidung zur Transformation der Sparkasse Bremen zu einer Netzwerkorganisation vor allem durch die Veränderungen in der Bankenlandschaft motiviert war. Die Zunahme von Fintechs und Big-Tech-Unternehmen erforderte eine agilere Organisationsstruktur, um mit den Marktveränderungen Schritt zu halten. Durch eine vernetztere Arbeitsweise und mehr Entscheidungsspielraum für die Mitarbeiter konnte die Sparkasse Bremen schneller auf Marktveränderungen reagieren und innovative Produkte entwickeln. Die Kundenliebe wurde zum zentralen Fokus der Organisation.
Herausforderungen und Stolpersteine
Sören erkundigt sich nach den Herausforderungen und Stolpersteinen, die während des Transformationsprozesses aufgetreten sind. Thede betont, dass Reibung und Kritik in solchen Prozessen normal sind und wichtige Impulse liefern können. Kritikpunkte können entweder zur Verbesserung des Produkts führen oder die Argumentationsfähigkeit stärken. Es ist wichtig, eine Lernkultur zu etablieren, in der aus Fehlern gelernt wird und alle Beteiligten Verständnis füreinander aufbringen. Die Transformation zur Netzwerkorganisation war ein kontinuierlicher Prozess, der Zeit und Geduld erforderte. Es war wichtig, die unterschiedlichen Perspektiven der Mitarbeiter einzunehmen und Vertrauen aufzubauen.
Die Rolle der Kommunikation und Transparenz
Ein zentraler Erfolgsfaktor bei der Digitalisierung im Bankensektor ist die Kommunikation mit den Kunden. Thede betont, dass Ängste und Unsicherheiten bei den Mitarbeitern und Kunden auftreten können, wenn es um die Einführung digitaler Produkte oder Automatisierungsprozesse geht. Es ist wichtig, einen Perspektivwechsel vorzunehmen und gezielt mit den Menschen über die Veränderungen zu sprechen. Offene Kommunikation, Aufbau von Vertrauen und Transparenz sind entscheidend, um Ängste abzubauen und die Akzeptanz für Veränderungen zu fördern.
Um Mitarbeiter und Kunden von digitalen Innovationen zu überzeugen, ist es wichtig, das Momentum zu nutzen und schnell handlungsfähig zu sein. Prototypen und Minimal Viable Products (MVPs) können dabei helfen, Ideen greifbar und erlebbar zu machen. Thede erwähnt beispielsweise den Campus Space der Sparkasse Bremen, wo Kollegen die Möglichkeit haben, direkt mit Softwareentwicklern in Interaktion zu treten und so den Entwicklungsprozess hautnah zu erleben. Durch solche Erfahrungen können Ängste abgebaut und das Verständnis für digitale Lösungen gestärkt werden.
Kein "entweder-oder" Denken: Brücke zwischen Tech und Finanzwissen schlagen
Die Zusammenarbeit zwischen Technologieexperten und Fachleuten aus dem Finanzbereich ist von großer Bedeutung. Beide Seiten können voneinander lernen und ihre jeweiligen Expertisen einbringen. Thede betont, dass es wichtig ist, Vorurteile abzubauen und den Austausch zu fördern. So können innovative Lösungen entstehen, die das Beste aus beiden Welten vereinen. Es geht nicht darum, eine Seite gegen die andere auszuspielen, sondern gemeinsam zu arbeiten und Synergien zu schaffen.
Thede betont außerdem die Wichtigkeit, das Momentum zu nutzen, um innovative Ideen schnell umzusetzen. Er erläutert, dass es entscheidend ist, dass Ideen nicht auf die lange Bank geschoben werden. Oftmals verliert man die Begeisterung und den Antrieb für eine Idee, wenn sie nicht schnell umgesetzt wird. Deshalb plädiert er dafür, Ideen sofort umzusetzen, solange sie noch heiß sind. Er betont auch, dass sie bei der Sparkasse Bremen Projekte nicht zum Selbstzweck durchführen, sondern immer den Kundennutzen im Blick haben.