In der neuesten Episode unseres Podcasts „Digitalisierung braucht Freelancer“ begrüßt Ralf seinen ehemaligen Kollegen und Android-Freelancer Chris Dolge. Gemeinsam blicken sie auf Chris’ Übergang vom Angestellten zum Freelancer, besprechen die aktuelle Marktlage und teilen wertvolle Tipps für angehende Freelancer.
Vom Angestellten zum Freelancer
Chris Dolge, seit zehn Jahren Android-Entwickler, wechselte nach einer zweieinhalbjährigen Festanstellung in die Vollzeit-Freelancertätigkeit. Bereits während seiner Festanstellung arbeitete er nebenberuflich freiberuflich, um eine Weltreise zu finanzieren. Die Freiheit und Flexibilität trieben ihn schließlich zur vollen Selbstständigkeit. Offenheit gegenüber seinen Arbeitgebern und sorgfältige Vorbereitung waren entscheidend. Er empfiehlt, zunächst in Teilzeit freiberuflich zu arbeiten und finanzielle Rücklagen für mindestens sechs Monate zu bilden. Heute bereut er diesen Schritt nicht und schätzt die persönliche und berufliche Freiheit.
Hürden und Herausforderungen
Während seiner Übergangsphase vom Angestellten zum Freelancer begegnete Chris verschiedenen Hürden und Herausforderungen. Eine bedeutende Hürde war die rechtliche Klärung mit Arbeitgebern über die nebenberufliche Tätigkeit. Die meisten Arbeitgeber zeigten sich jedoch verständnisvoll, solange die Hauptarbeit nicht darunter litt. Zudem war es wichtig, steuerliche und finanzielle Angelegenheiten zu regeln, wie die Beantragung der Steuernummer und der Umsatzsteuernummer. Chris musste auch die volle Krankenversicherung selbst tragen. Diese Herausforderungen meisterte er durch sorgfältige Planung, Kommunikation und das Einholen professioneller Hilfe, etwa durch einen Steuerberater.
Tipps für angehende Freelancer
Chris teilt seine Top-Tipps für diejenigen, die den Schritt ins Freelancertum wagen möchten:
- Rücklagen bilden: Man sollte immer Rücklagen für Projektpausen, Krankheit oder Urlaub haben.
- Netzwerk aufbauen: Viele Projekte kommen über persönliche Kontakte und Empfehlungen.
- Tools nutzen: Für administrative Aufgaben wie das Schreiben von Rechnungen empfiehlt Chris Online-Tools.
- Work-Life-Balance: Es ist wichtig, sich nicht zu überarbeiten, da dies langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen kann.
- Finanzmanagement: Chris legt immer die Hälfte seines Einkommens für Steuern und Versicherungen zurück, um am Jahresende keine bösen Überraschungen zu erleben.
Die aktuelle Marktlage
Die Marktlage für Freelancer, insbesondere im Bereich der nativen App-Entwicklung, hat sich laut Chris verändert. Während es vor einigen Jahren noch einfacher war, Projekte zu finden, müssen Freelancer heute proaktiver sein und direkt auf Unternehmen zugehen. Trotz des aktuellen wirtschaftlichen Klimas gibt es immer noch Bedarf an spezialisierten Entwicklern.
Technologien und Zukunftsaussichten
Chris bemerkt, dass die Nachfrage nach nativen Entwicklern weiterhin hoch ist. Allerdings gewinnen Cross-Plattform-Technologien wie Kotlin Multi-Platform an Bedeutung. Obwohl React Native und Flutter ebenfalls relevante Technologien sind, bleibt Chris der Meinung, dass native Entwicklung für viele Projekte die beste Wahl ist.
Was war los bei den Entwicklerkonferenzen?
Die jüngsten Entwicklerkonferenzen von Google und Apple haben eine Vielzahl neuer Features und Technologien vorgestellt. Insbesondere Apple hat viele Funktionen eingeführt, die Android-Nutzer bereits kennen, wie Widgets und die flexible Platzierung von Icons. Trotz dieser Neuerungen war der allgemeine Konsens, dass nichts wirklich Bahnbrechendes dabei war, besonders im mobilen Bereich.
Kotlin Multiplattform: Eine Brücke zwischen Android und iOS
Chris ist begeistert von der Kotlin Multiplattform, welche bei der Google I/O-Konferenz erneut bestätigt wurde. Diese Technologie ermöglicht es, eine gemeinsame Codebasis für Android und iOS zu nutzen, was die Entwicklung effizienter macht und eine Brücke zwischen den beiden Plattformen schlägt. Swift- und Kotlin-Entwickler können somit besser zusammenarbeiten und sich auf ihre jeweiligen Stärken konzentrieren.
Spezialisierung oder Diversifizierung als Freiberufler?
Eine der größten Entscheidungen für Freiberufler ist, ob sie sich in einer bestimmten Nische spezialisieren oder ein breites Spektrum an Fähigkeiten anbieten. Chris betont, dass eine Spezialisierung in einer Nische oft erfolgreicher ist, da man sich so besser von der Konkurrenz abheben kann. Er selbst bleibt der nativen Android-Entwicklung und dem Multiplattform-Ansatz mit Kotlin treu und hat sich so eine feste Position erarbeitet.
Backup-Strategien für Freiberufler
Sowohl Chris als auch Ralf sind sich einig, dass es wichtig ist, einen Backup-Plan zu haben. Für Chris bedeutet das, im Notfall in eine Festanstellung zurückzukehren oder in die Backendentwicklung zu wechseln, da Java und Kotlin auch in diesem Bereich stark vertreten sind. Ein humorvoller letzter Ausweg wäre, als Tauchguide auf einer Insel zu arbeiten.
Künstliche Intelligenz in der App-Entwicklung
Ein spannendes Thema ist die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in die App-Entwicklung. Chris sieht großes Potenzial in der Nutzung lokaler KI-Modelle innerhalb nativer Apps, um offline und datenschutzkonform zu arbeiten. Er nutzt bereits Tools wie Gemini in Android Studio und GPT-3 zur Unterstützung beim Programmieren, was ihm Zeit spart und den Arbeitsfluss verbessert.