In dieser Folge erzählt Ralf über Dinge, die er als Freelancer gerne gewusst hätte, und jetzt als Unternehmer gelernt hat. Dabei geht es um Themen wie den Fuß in die Tür kriegen, Finanzmanagement, Zeitmanagement, Kundenbindung und Arbeitskultur. Natürlich erzählt er auch ein wenig aus dem Nähkästchen.
Was war Dein größtes Learning Ralf?
„Vorweg: manchmal ist es vielleicht gar nicht so schlecht im Voraus nicht alles zu wissen, um den Schritt zu wagen. Für mich war das ein recht natürlicher Weg – aber für jemanden der beispielsweise den Schritt in die Selbständigkeit wagt aus der vermeintlich sicheren Festanstellung mag das anders sein.“
„Zurück zu deiner Frage: Das größte Learning war für mich die Freiheit genießen als Freelancer – egal ob ich mit Unternehmern spreche oder jemandem der zurück ins Anstellungsverhältnis ist: Die Freiheit selbst über sein Tun entscheiden zu können.“
Was hast Du beim Thema Stundensätze gelernt?
„Sich nicht unter Wert zu verkaufen. Da kommt natürlich direkt die Frage auf – was ist der Wert. Zum Start recht schwierig aber man kann sich ja mal mit 4-5 Kollegen austauschen oder auf Linkedin Freelancer-Kollegen befragen. Eine persönliche Geschichten dazu:
Ein Freund wurde für einen Tagesworkshop angefragt aber die Zahlungsbereitschaft war weit von seinem eigentlichen Tagessatz entfernt. Das Projekt fand er aber spannend und unterstützenswert. Also hat er sich dazu entschieden nicht für einen in seinen Augen zu geringen Preis zu arbeiten, sondern den Tag pro-Bono anzubieten. Kunde happy, und der Freund meinte – er hat den Tag sehr genossen, hatte ein Grinsen auf dem Gesicht und nicht das schlechte Gefühl sich unter Wert verkauft zu haben.“
Wie lange warst Du bei Kunden und wie hast Du diese ausgewählt?
„Zwischen wenigen Wochen und fast 2 Jahren. Mir war wichtig ein Kudenprojekt so abzuschließen und zu übergeben, dass alles für den Kunden reibungslos weiteläuft. Bei meinem längsten Kunden, muss ich aber retrospektiv sagen, hätte ich bei einem Produktwechsel im Nachhinein eher etwas Neues suchen sollen.
Ich bin geblieben da ich sehr gut mit allen klar kam und sehr positives Feedback erhalten habe, aber fachlich konnte ich mich nicht mehr weiterentwickeln. Das find ich ist das schöne als Freelancer. Man kann viel Wissen und Expertise einbringen und weitergeben aber auch links und rechts das ein oder andere neue Lernen, dass man zum nächsten Kunden mitnimmt.
Daher habe ich meine Kunden nicht nach Zahlungsbereitschaft ausgesucht, sondern viel mehr danach wie viel kann ich an Mehrwert schaffen und kann ich auch etwas Neues lernen.
Rückblickend – was würdest Du heute komplett anders machen?
„Ich würde mich viel eher mit dem Thema Investment und Steuern auseinandersetzen. Ganz konkret: ich würde eine Kapitalgesellschaft in Form einer GmbH gründen darüber meine Rechnungen stellen. Das erlaubt mit mehr legalen steuerlichen Spielraum. Es gibt das Buch „Steuern steuern“ – das besagt, dass es sich ab einem Jahresverdienst von circa 40 000€ als Selbständiger schon bezahlt macht, dieses Modell zu wählen. Das habe ich mich damals aber nicht getraut, weil die Kosten des Unterhalts einer GmbH als hohe Fixkosten wirkten.“
„Klar, viele Dinge hätte ich früher oder besser machen können. Unter dem Strich finde ich aber wichtig, zu vermitteln, dass der Schritt in die Selbständigkeit nicht kompliziert ist. Man muss eine gewisse Selbstdisziplin und Eigenverantwortung mitbringen und fachliche Expertise, dann ist man sicher gut aufgestellt und alles weitere kann man im Laufe der Zeit angehen.“