Die Welt wird digitaler – und mit ihr auch die Wirtschaft und daran teilhabenden Unternehmen. Für die sind Fortschritte in der Digitalisierung gleichbedeutend mit Effizienzgewinnen sowie neuen Absatz- und Marketingkanälen, aber auch Herausforderungen bringt der technologische Wandel mit sich. Die zu meistern, hat für Unternehmen oberste Priorität, um sich selbst für die kommende Mitte des 21. Jahrhunderts aufzustellen.
Was ist Digitalisierung?
Die Wortzusammensetzung gibt bereits einen guten Ausblick: Das, was ehemals analog und physisch gehandhabt wurde, wird nun mit digitalen Instrumenten und innerhalb von digitalen Plattformen erledigt. Die ursprüngliche Begriffsdefinition, die sich vor allem auf den Umstieg von physischen Dokumenten hin zu digitalen Dateien konzentrierte, trifft daher heute nicht mehr exakt zu – in der heutigen Welt fungiert „Digitalisierung“ als ein Oberbegriff, der allgemeine technologische Modernisierungen umfasst. Hierbei werden digitale Technologien für Effizienzgewinne eingesetzt, repetitive Aufgaben durch Automatisierung abgelöst und beispielsweise neue Absatzkanäle erschlossen.
Die Veränderungen, die sich durch die Digitalisierung einstellen, betreffen keinesfalls nur die Wirtschaft oder da agierende Unternehmen. So, wie der Begriff heute verstanden wird, schließt er auch gesellschaftliche, kulturelle und politische Veränderungsprozesse mit ein, sofern analoge und physische Tätigkeiten durch technischen Fortschritt sukzessive ersetzt und schließlich vollends abgelöst werden.
KEY POINTS
- Zur Digitalisierung werden alle technologischen Fortschritte und ihre Nutzung gezählt, von der digitalen Unterschrift, über Cloud-Speicher bis hin zu Automatisierung und künstlicher Intelligenz.
- Die Digitalisierung resultiert, korrekt umgesetzt, in Kostenersparnissen und gesteigerter Effizienz.
- Unternehmen müssen vor der Erschließung des Digitalisierungspotenzials zunächst Herausforderungen bewältigen, von gesetzlichen Anforderungen wie der DSGVO bis hin zu durchdachten Backup-Konzepten.
- Durch die Digitalisierung sind zahlreiche neue Jobs entstanden, gleichermaßen werden dadurch aber auch einige Berufe zusehends obsolet gemacht.
Was bedeutet Digitalisierung für Unternehmen?
Der Unternehmensdigitalisierung geht die digitale Transformation voraus – gemeint sind damit Veränderungsprozesse innerhalb des Unternehmens. Die Unternehmensdigitalisierung wirkt sich in der Folge auf alle Unternehmensbereiche und Abteilungen aus, wobei einige davon stärker als andere betroffen sind.
Des Weiteren ist die Digitalisierung im Unternehmen nicht optional, sondern aus Unternehmenssicht unausweichlich, nicht aufhaltbar und unumkehrbar. Nur unter Einsatz neuartiger Technologien können Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben, insbesondere in Branchen, in denen direkte Wettbewerber bereits die unzähligen Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen. Charakteristisch ist für ein Gros der Unternehmen ihr reaktives Verhalten: Sie suchen also nicht selbst nach Innovationen, sondern überlassen diese anderen, größeren Unternehmen. Stattdessen versuchen kleine und mittelständische Unternehmen zumeist reaktiv auf Veränderungen zu reagieren, also bereits bewiesene, neue Technologien einzusetzen, sobald diese breitflächig verfügbar sind.
Das zeigt sich auch in der unterschiedlichen Verbreitung verschiedener neuer Technologien: Während Online-Marketingkanäle heute zum festen Repertoire vieler Unternehmen gehören, beispielsweise in Form von Suchmaschinenoptimierung Social-Media-Marketing, bleibt die Nutzung von neueren, teils noch unbewiesenen Technologien, wie der Blockchain, in der Wirtschaft überschaubar.
Gleichermaßen bedeutet Unternehmensdigitalisierung auch, dass in Unternehmen neue Sicherheitsstandards etabliert werden müssen, über die auch das Bundeswirtschaftsministerium informiert.
In welchen Unternehmensbereichen ist Digitalisierung wichtig?
Zunächst einmal existiert die Digitalisierung in Unternehmen nicht im Vakuum. Der Einsatz neuartiger Technologien kann sich also gezielt auf bestimmte Abteilungen fokussieren, wird aber zwangsläufig auch auf andere Abteilungen und Unternehmenszweige Einfluss nehmen. Ebenso zeigen sich Unterschiede zwischen den Branchen, wie diese Statistik belegt. Demnach ist die Informations- und Kommunikationstechnik überdurchschnittlich von Digitalisierungsprozessen geprägt.
Besonders stark sind von der Digitalisierung im Unternehmen diese Bereiche betroffen:
- Marketing und Werbung
- Kommunikation, intern wie extern
- Einkauf und Logistik
- Recruiting
- Rechnungswesen und Controlling
- generell in technischen Bereichen, wie beispielsweise der IT
Wie setzen Unternehmen Digitalisierung um?
Generell in unterschiedlicher Geschwindigkeit und an verschiedenen Stellen. Überschneidungen existieren branchenübergreifend, entsprechend der wirtschaftlichen Tätigkeit kann sich aber der Fokus verschieben. Generell geht mit der Digitalisierung eine Veränderung und letztlich Modernisierung der IT-Infrastruktur einher: Unternehmen werden vernetzter, digitalisieren bisher analog und manuell erledigte Geschäftsprozesse, automatisieren diese teilweise, und reduzieren beispielsweise den Papierbedarf im Büro – einfach weil Daten fortan digital, statt in Akten- und Papierbergen aufbewahrt werden.
Cloud-Computing kann die Kosten für die eigene Serverinfrastruktur und benötigten Speicher reduzieren, des Weiteren reduzieren Unternehmen durch die Cloud und digitale Plattformen die Ortsabhängigkeit – was wiederum neue Möglichkeiten der Arbeit entstehen lässt, allen voran die Möglichkeit der Remote-Work beziehungsweise des Home-Office. Digitale Kanäle werden vermehrt und mit größeren Etats genutzt – so verschieben sich beispielsweise Werbeetats zusehends von klassischen Werbeinstrumenten, wie TV- und Plakatwerbung, hin zu Social-Media- und Suchmaschinenmarketing
Händler und Logistikunternehmen setzen die Digitalisierung indes in der eigenen Warenwirtschaft und Logistik um, indem sie beispielsweise Schnittstellen zwischen Shop- und Warenwirtschaftssystemen nutzen, Versandvorgänge komplett digital abwickeln und sogar Auslieferungsrouten digital geplant und optimiert werden.
Für die direkte oder indirekte Umsetzung benötigen Unternehmen entsprechende Fachkräfte, deren Know-how fortan kontinuierlich an Bedeutung gewinnen wird. Bei der Digitalisierung im Unternehmen spielen beispielsweise diese Jobs eine Schlüsselrolle:
- Big Data Engineer
- Business Intelligence Manager
- Prozessingenieure
- Web-Entwickler
- UI Designer
- UX Designer
- generell Coder und Entwickler, die verschiedene Programmiersprachen beherrschen
Damit ist auch klar: Die Zukunft der Arbeit wird sich noch mehr als bisher verändern. Insbesondere die Corona-Pandemie, Fortschritte in der künstlichen Intelligenz und kontinuierlich höhere Übertragungsraten, gepaart mit günstigem digitalem Speicherplatz, beschleunigten den bisher schon stattgefundenen Wandel.
Beratung bei der Digitalisierungsstrategie?
Finde erfahrene IT Berater.
Die Rolle der Digitalisierungsstrategie
Veränderungsprozesse nicht kopflos, sondern nach System vorantreiben: Dieser Grundsatz verdeutlicht, wie wichtig eine durchdachte Digitalisierungsstrategie ist, die die Eigenheiten eines Unternehmens aufgreift, die Ist-Situation objektiv benennt und Ziele eindeutig definiert – ebenso wie den Weg dahin. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen können durch die zahlreichen Möglichkeiten der Digitalisierung überfordert sein, speziell wenn auch noch entsprechendes fachliches Know-how im Unternehmen fehlt.
Deshalb ist wichtig als allerersten Schritt eine Digitalisierungsstrategie zu entwerfen. Diese beantwortet eine Reihe von Fragen, beispielsweise wie das eigene Geschäftsmodell im digitalen Zeitalter erfolgreich funktionieren kann, welche wirtschaftlichen Vorteile die Umsetzung freilegt, mit welchen Investitionskosten zu rechnen ist und wie die jeweiligen Maßnahmen dem eigenen Wachstum, der Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit zuträglich sind.
Welche Schritte nutzen Unternehmen, um Digitalisierung umzusetzen?
Die einzelnen Schritte sollten in der im vorherigen Absatz vorgestellten Digitalisierungsstrategie enthalten sein. Da kein Unternehmen gegenüber einer anderen Firma absolut identisch ist, muss die Digitalisierungsstrategie auch stets maßgeschneidert und auf das Unternehmen ausgerichtet sein. Das exakte Vorgehen kann sich zwischen mehreren Unternehmen unterscheiden, generell sind im Regelfall aber die nachfolgenden Schritte unvermeidbar.
Ist-Zustand erfassen und bereits erlangten Digitalisierungsgrad identifizieren
Beides geht Hand in Hand: Das Unternehmen sollte möglichst objektiv analysiert werden, um den aktuellen Ist-Zustand festzustellen. Dabei gehören alle Abläufe und Prozesse analysiert, denn da identifizierte Schwachstellen nehmen bei dem späteren Digitalisierungsvorhaben eine Schlüsselrolle ein.
Unternehmen sollten für den Ist-Zustand ermitteln:
- welche Prozesse bereits ganz oder teilweise digitalisiert wurden
- wie der Stand der IT-Infrastruktur einzuschätzen ist
- welchen Wissensstand Mitarbeiter hinsichtlich der Digitalisierung mitbringen
- welche Mitarbeiter künftig für welche Veränderungsprozesse verantwortlich sind
- welche Prozesse eine besonders große Wichtigkeit charakterisiert, da diese existenziell für das Unternehmen sind
Ziele festlegen und realistische Meilensteine definieren
Nach Erfassung des Ist-Zustandes müssen Unternehmen darauf aufbauend die eigenen Ziele festlegen – mitsamt einem Zeitfenster, in welchem diese erreicht werden sollen. In dieser Phase ist ebenso notwendig, die Dringlichkeit der unterschiedlichen Ziele zu definieren.
Der Digitalisierungsbedarf bei einzelnen Prozessen könnte beispielsweise besonders hoch sein, weil:
- sich erhebliche wirtschaftliche Vorteile nach Erreichen der Ziele einstellen
- bestimmte Prozesse bisher vernachlässigt wurden und ein besonders ausgeprägter Nachholbedarf besteht
- Stakeholder auf die Umsetzung von bestimmten Zielen drängen
- weitere Ziele auf das Erreichen eines vorherigen Meilensteins (zum Beispiel Ausbau der IT-Infrastruktur) aufbauen
- Schwächen und Wettbewerbsnachteile durch das Erreichen eines Ziels gemindert oder gänzlich neutralisiert warden
Bei der Definition der Ziele sowie dem dazugehörigen Zeitplan sind außerdem konsequent die Vorgaben des Gesetzgebers, beispielsweise zum Datenschutz, zu berücksichtigen – ebenso wie etwaige technische Normen oder notwendige Schnittstellen.
Ressourcen ausmachen und allokieren
Auf die Erfassung des Ist-Zustandes und der Definition der Ziele erfolgt die zum Erreichen notwendige Bereitstellung von Ressourcen. Gemeint sind damit sowohl monetäre Ressourcen, beispielsweise notwendig um neue Hardware anzuschaffen, aber auch personelle Ressourcen – in Form von Fachkräften, die die nötige Erfahrung und das erforderliche Know-how mitbringen.
Generell werden immer drei Arten von Ressourcen benötigt:
- technische Hilfsmittel und Hardware
- personelle Ressourcen in Form von Know-how
- finanzielle Mittel, um Veränderungsprozesse zu finanzieren
Was ist der Unterschied zwischen Digitalisierung und digitaler Transformation in Unternehmen?
Zwar sind beide Begriffe eng miteinander verwandt und existieren in gegenseitiger Abhängigkeit, sie unterscheiden sich aber in einem Detail. Mit „Digitalisierung“ bezieht man sich normalerweise auf den Einsatz von digitalen beziehungsweise innovativen Technologien. Mit der „digitalen Transformation“ ist hingegen spezifisch der Veränderungsprozess in Unternehmen gemeint, die bereits existente Geschäftsprozesse getreu der Bezeichnung in das digitale Zeitalter „transformieren“.
Welche Vorteile bring die Digitalisierung für Unternehmen?
1. Effizienzgewinne bei Geschäftsprozessen
Werden Geschäftsprozesse digitalisiert, werden diese korrekt umgesetzt effizienter und damit wirtschaftlicher ebenso wie schneller. Durch Automatisierung können Mitarbeiter, die bisher repetitive Aufgaben manuell erledigen mussten, entlastet und an anderer Stelle effektiver eingesetzt werden.
2. Angebotserweiterungen
Unternehmen können physische Angebote durch digitale Angebote ergänzen und Synergien zwischen beiden schaffen, auch durch Upselling-Strategien: Beispielsweise indem ein Händler oder Hersteller von TV-Geräten auch Abos für Streamingservices verkauft
3. Präzises und wirtschaftliches Marketing
Fand Werbung vor dem digitalen Zeitalter nach dem Gießkannenprinzip statt, Werbetreibende schalteten also TV-Werbung oder stellten Plakate auf und hofften auf Erfolg, lässt sich heute jedes einzelne Werbeinstrument und jede Kampagne bis ins kleinste Detail analysieren – dank Tracking-Cookies und digitalen Maßnahmen wie Suchmaschinenoptimierung oder Bannerschaltung. Digitales Marketing ist präzise analysierbar – und erlaubt damit ein riesiges Optimierungspotenzial.
4. Effektivere Zusammenarbeit
Die Digitalisierung kann den Wissenstransfer und die Zusammenarbeit in Unternehmen stärken. Des Weiteren erhalten Unternehmen auch bei externen Kooperationen mehr Flexibilität, beispielsweise durch eine größere Wahlfreiheit unter IT-Dienstleistern.
Der Stand der Digitalisierung in Deutschland
Wusstest Du schon?
- 7,6 Milliarden Euro wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 in deutsche Start-ups investiert
- 74 % der deutschen Unternehmen haben eine Digitalisierungsstrategie
- 70 % der Unternehmen in der Bundesrepublik investieren in Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen
Die deutsche Wirtschaft sieht laut dieser Umfrage aber noch viel Potenzial: Mehrheitlich sehen sich deutsche Unternehmen im globalen Digitalisierungsmittelfeld, 32 % sehen deutsche Unternehmen, was die Digitalisierung anbelangt, als unterdurchschnittlich aufgestellt. Wie diese Umfrage unter deutschen Industrieunternehmen zeigt, wird speziell dem Internet 4.0 aber eine hohe Bedeutung zugemessen.
Fazit: Warum deutsche Unternehmen Digitalisierung umsetzen müssen
In einer digitalen Welt, in der wir zweifelsfrei schon leben und das fortan noch stärker tun werden, müssen deutsche Unternehmen ihre eigene Digitalisierung konsequent und strukturiert vorantreiben – anderenfalls laufen diese Gefahr den Anschluss an den globalen oder den Wettbewerb innerhalb des Binnenmarktes zu verlieren. Des Weiteren ergeben sich durch die Digitalisierung zahlreiche wirtschaftliche Vorteile – die allein schon ein starkes Argument für die Digitalisierung ausmachen sollten.