Recap Webinar: Scheinselbstständigkeit vermeiden

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In der heutigen Arbeitswelt, die von Flexibilität und Digitalisierung geprägt ist, ist es von entscheidender Bedeutung, die rechtlichen Rahmenbedingungen genau zu verstehen, um potenzielle Fallstricke wie die Scheinselbstständigkeit zu vermeiden. In unserem kürzlich stattgefundenen Webinar „Scheinselbstständigkeit vermeiden“ haben wir die verschiedenen Aspekte dieses Themas aus juristischer Sicht sowie anhand praktischer Erfahrungen beleuchtet. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse und Empfehlungen:

Arbeitsrecht: Die Vielschichtigkeit der Scheinselbstständigkeit

Die erfahrene Juristin Sarah Klachin führte uns durch die Nuancen des Arbeitsrechts, die oft übersehen werden. Sie betonte, dass es in der Welt der Juristen selten klare Schwarz-Weiß-Linien gibt und die Feinheiten des Einzelfalls entscheidend sind. Sarah präsentierte die drei Hauptbereiche, die zur Unterscheidung zwischen abhängiger Beschäftigung und Selbständigkeit herangezogen werden: Eingliederung, Weisungsbindung und das Fehlen des Unternehmerrisikos.

Eingliederung: Eine Frage der Betriebszugehörigkeit

Sarah erläuterte eingehend, wie die Eingliederung einer Person in den Betrieb eines Unternehmens ein zentrales Kriterium für die Abgrenzung zwischen abhängiger Beschäftigung und Selbständigkeit darstellt. Sie verdeutlichte, dass fehlende Autonomie, persönliche Leistungspflichten und die Versorgung mit Arbeitsmitteln Indikatoren für eine abhängige Beschäftigung sein können. Durch die Analyse dieser Aspekte können Juristen eine umfassende rechtliche Bewertung vornehmen.

Weisungsbindung: Die Grenzen der Freiheit

Ein weiteres entscheidendes Kriterium, das Sarah hervorhob, war die Weisungsbindung. Sie erklärte, dass klare Anweisungen, regelmäßige Kontrollen und die Bereitstellung von Arbeitsmitteln Anzeichen für eine abhängige Beschäftigung sein können. Die Art und Weise, wie ein Arbeitnehmer Anweisungen erhält und in den betrieblichen Ablauf eingebunden ist, kann entscheidend sein, um die Natur des Arbeitsverhältnisses zu bestimmen.

Unternehmerrisiko: Die Frage des finanziellen Engagements

Das Unternehmerrisiko wurde von Sarah als weiteres wichtiges Kriterium zur Abgrenzung zwischen abhängiger Beschäftigung und Selbständigkeit beleuchtet. Sie erläuterte, dass eine feste Vergütung, keine Investitionen in Mitarbeiter und keine Verantwortung für das Ergebnis Indikatoren für eine abhängige Beschäftigung sein können. Das Vorhandensein oder Fehlen finanzieller Risiken und Chancen für die Person, die die Arbeit ausführt, kann wesentlich zur rechtlichen Einordnung beitragen.

Scheinselbstständigkeit

Steuerrecht: Nicole Haafs Einblick in die steuerlichen Aspekte der Scheinselbstständigkeit

In unserem Webinar widmete sich Nicole Haaf, eine renommierte Expertin auf dem Gebiet des Steuerrechts, den steuerlichen Aspekten der Scheinselbstständigkeit. Dabei verdeutlichte sie die Unterschiede zwischen dem Sozialversicherungsrecht und dem Steuerrecht in Bezug auf die Abgrenzung zwischen abhängiger Beschäftigung und Selbständigkeit.

Das Steuerrecht als "Diva"

Nicole machte deutlich, dass das Steuerrecht oft als eigenständiges Rechtsgebiet agiert und sich gerne von anderen Rechtsbereichen abgrenzt. Diese Eigenständigkeit kann zu unerwarteten Konsequenzen führen, insbesondere im Kontext der Scheinselbstständigkeit. Es ist wichtig zu verstehen, dass steuerliche Entscheidungen nicht zwangsläufig an die Bescheide anderer Behörden gebunden sind, was zu einer zusätzlichen Komplexität bei der Einordnung von Arbeitsverhältnissen führen kann.

Abgrenzungskriterien im Steuerrecht

Nicole erläuterte die Abgrenzungskriterien im Steuerrecht, die denen im Sozialversicherungsrecht ähneln, jedoch auch eigene Nuancen aufweisen. Sie betonte, dass Kriterien wie feste Arbeitszeiten, Einbindung in betriebliche Abläufe und die Möglichkeit der Weisungsgebundenheit eine Rolle spielen. Zudem hob sie die Bedeutung der individuellen vertraglichen Ausgestaltung hervor, die bei der steuerlichen Beurteilung berücksichtigt werden sollte.

Die Rolle des Unternehmerrisikos

Ein zentraler Aspekt, den das Steuerrecht zur Unterscheidung zwischen abhängiger Beschäftigung und Selbständigkeit heranzieht, ist das Unternehmerrisiko. Nicole erklärte, dass Unternehmer Chancen und Risiken wahrnehmen müssen und eine unternehmerische Entscheidungsfreiheit haben sollten. Die Art und Weise, wie finanzielle Risiken und Chancen verteilt sind, kann maßgeblich zur Einordnung des Arbeitsverhältnisses beitragen und sollte daher sorgfältig analysiert werden.

Formeller Ablauf und mögliche Konsequenzen

Nicole warnte eindringlich vor den möglichen Konsequenzen einer falschen Einordnung als Scheinselbstständiger im Steuerrecht. Sie betonte, dass die Bescheide anderer Behörden keine Bindungswirkung im Steuerrecht haben und dass eine Überprüfung meist im Rahmen von Betriebsprüfungen erfolgt. Fehleinschätzungen können zu erheblichen steuerlichen Nachzahlungen und weiteren rechtlichen Konsequenzen führen, die vermieden werden sollten.

Schutzmaßnahmen und Ausblick

Um sich vor den potenziellen Konsequenzen der Scheinselbstständigkeit im Steuerrecht zu schützen, empfahl Nicole, sich professionell beraten zu lassen und die individuelle Situation sorgfältig zu prüfen. Sie schloss mit der Hoffnung auf eine harmonische Abstimmung zwischen Sozialversicherungsrecht und Steuerrecht, auch wenn dies in der Praxis oft herausfordernd ist. Ein bewusstes Verständnis der steuerlichen Aspekte der Scheinselbstständigkeit ist entscheidend, um rechtliche Probleme zu vermeiden und eine sichere Arbeitsumgebung zu schaffen.

Scheinselbstständigkeit Webinar

Praxiserfahrungen: 20 Jahre Freelancer-Einsatz

Mit einem reichen Erfahrungsschatz aus der Zusammenarbeit mit Freelancern präsentierte Sören Elser wertvolle Einblicke aus der Praxis. Seine Erfahrungen deckten eine Vielzahl von Herausforderungen ab, denen sowohl Unternehmen als auch Freelancer gegenüberstehen, insbesondere im Kontext der Scheinselbstständigkeit.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Sören beleuchtete die verschiedenen Herausforderungen, die im Freelancing auftreten können, und bot praktische Lösungsansätze, um diesen zu begegnen. Von der Suche nach geeigneten Projekten und der Klärung rechtlicher Rahmenbedingungen bis hin zur Aufrechterhaltung effektiver Kommunikation und Zusammenarbeit – die Einblicke waren von unschätzbarem Wert für diejenigen, die sich mit Freelance-Tätigkeiten befassen.

Gefahren der Scheinselbständigkeit

Als einer der größten Risikofaktoren im Freelancing stellte Sören die Scheinselbstständigkeit heraus. Er erläuterte, wie Unternehmen und Freelancer gleichermaßen dieses Risiko erkennen und minimieren können. Indem er konkrete Beispiele aus der Praxis teilte, verdeutlichte er die potenziellen Konsequenzen einer falschen Einordnung und betonte die Bedeutung, rechtliche Rahmenbedingungen genau zu kennen und einzuhalten.

Die Rolle von gesundem Menschenverstand

Inmitten der komplexen rechtlichen und geschäftlichen Aspekte des Freelancing betonte Sören die Bedeutung von gesundem Menschenverstand und klaren Strukturen in der Zusammenarbeit. Er ermutigte dazu, nicht nur auf formale Regelungen zu vertrauen, sondern auch auf das Bauchgefühl und die zwischenmenschliche Kommunikation zu achten, um potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und anzugehen.

Checklisten als Werkzeug

Um rechtssichere Einsätze von Freelancern zu gewährleisten, empfahl Sören den Einsatz von Checklisten. Diese einfachen, aber effektiven Tools können dabei helfen, wichtige Kriterien zu überprüfen und potenzielle Risiken zu minimieren. Durch die systematische Anwendung solcher Checklisten können Unternehmen und Freelancer sicherstellen, dass sie alle relevanten Aspekte bei der Zusammenarbeit berücksichtigen und keine wichtigen Details übersehen.

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Sören Elser ElevateX GmbH

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Sören Elser

Co-Gründer ElevateX GmbH und dein Ansprechpartner für den Einsatz von Freelancern. 

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