Freelancer fördern (a) das Umsatz- und Beschäftigtenwachstum. Freiberufler helfen (b) Unternehmen bei deren dynamischen und innovativen Entwicklung. Bei einer Kombination dieser beiden Aussagen hätte man uns im 20ten Jahrhundert noch schräg angeschaut. Warum hat sich die Sichtweise auf Freelancer verändert?
Wir sind von den obigen Aussagen durchweg überzeugt und erläutern Ihnen, warum Freiberufler heute so wichtig wie nie sind. Wir stellen Ihnen eine Studie vor, die diese Aussagen untermauert und bauen die Brücke von der Theorie zur Praxis.
Während Freiberufler vor einigen Jahren schlicht als Ersatzprodukt und Substitut für festangestellte Mitarbeiter angesehen wurden, erkennen Führungskräfte nach und nach den Nutzen und die Expertise, die Freelancer in Unternehmen bringen.
Auch in der Forschung hat die negative Sichtweise bezüglich des Einsatzes von Selbständigen lange überwogen. Eine neue Perspektive nehmen dabei Andrew Burke und Marc Cowling ein, die in ihrer Studie „The relationship between freelance, workforce intensity, business performance and job creation“ (2019) überzeugende Erkenntnisse zu Freiberuflern in Unternehmen in Form von klaren Fakten aufdecken.
Zusammenfassung
Studienziel
Burke und Cowling haben ihr Forschungsziel dahingehend ausgerichtet, den Mehrwert sowie den Effekt auf die Netto-Beschäftigung zu analysieren. Neue Studien sind, so die beiden Forscher, deshalb wichtig, da sich die gegebenen Rahmenbedingungen und Annahmen geändert haben. Die Forschung sieht Freiberufler nicht mehr als Konkurrenten festangestellter Mitarbeiter. Vielmehr als Personen, die neue Arbeitsplätze schaffen können – neu ist hier im Hinblick auf die Anzahl und auch auf das Ziel des Arbeitsplatzes zu betrachten. Frühere Studien gingen davon aus, dass Selbständige teilweise sogar für die Verringerung des Arbeitsangebots und Umsatzrückgänge verantwortlich sind.
Mehrwert durch Freiberufler
Untersucht man neben den genannten auch anderen empirischen Studien, stößt man zügig auf einige klare Fakten, welche in der Nutzung von Freelancern einen Mehrwert sehen.
Klar ist: Freiberufler und deren Dienste werden auch in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen und sind bereits heute ein nicht wegzudenkender Baustein in internationalen Arbeitsmärkten, besonders in denen der Industrienationen.
Neben den USA und Großbritannien kann auch die gesamte EU in ihren Statistiken ein klares Wachstum bei den freiberuflich arbeitenden Personen verzeichnen. Zeitgleich und nur logisch, wächst auch die Zahl der Unternehmen, die mit Selbständigen zusammenarbeiten, um flexibler, innovativer und agiler aufzutreten. Ebendiese Unternehmen nutzen die Dienste von Freiberuflern, insbesondere in der IT, dann, wenn ihre Innovationsfähigkeit weiter erhöht werden soll.
- Relevanz von Freelancern nimmt global zu
- Agilität und Flexibilität durch Freiberufler
- Freiberufler als Treiber von Innovation und Wachstum
Blick in die Praxis: Innovations- und Umsatzwachstum
Um einen Wechsel von der Theorie in die Praxis zu ermöglichen, sodass den Ergebnissen der Studie besser gefolgt werden kann, beginnen wir mit der in der Studie aufgeführten Holding ARM. Das Unternehmen ARM gehört seit einigen Jahren zur japanischen Softbank und ist Anbieter von IP-Lösungen im Bereich der Mikroprozessoren.
Derzeit versucht der Chipdesigner NVIDIA die Übernahme von ARM abzuschließen – für 40 Milliarden US-Dollar. Relevant für diese Studie ist die Erfolgsgeschichte ARMs deshalb, da das Unternehmen – in einem mit Intel stark umkämpften Markt – mithilfe von Freelancern in der Lage war und ist, neue und durchaus als bahnbrechende Architekturen für Computerchips zu entwickeln. Die durch Freelancer unterstützte Entwicklung steckt heute in über 180 Milliarden Geräten, darunter wahrscheinlich auch in Ihrem Gerät. Von Sensoren über Smartphones bis hin zu Computern bietet ARM Architekturen für Unternehmen wie Amazon, Google oder Apple an und gehört zu den innovativsten Unternehmen auf der Erde.
Übrigens: Auch Amazon, Google und Apple setzen im großen Stil auf die Expertise von Freiberuflern. Auch das ist ein Beleg dafür, dass Freelancer besonders in der IT nicht mehr wegzudenken sind.
Zurück zur Studie: Studienmethodik
Teil der genannten Studie ist ein Datensatz, der die Umfrageergebnisse von 726 Eigentümern kleiner- und mittlerer Unternehmen (KMU) und 302 leitenden Angestellten aus Großbritannien beinhaltet. Die befragten Personen sind Teil britischer Organisationen des privaten und öffentlichen Sektors, die in den vergangenen zwei Jahren für die Einstellung/Verwaltung von Freiberuflern verantwortlich waren. Die Umfragen wurden im Jahr 2013 durchgeführt. Die Interviews dauerten im Schnitt zehn Minuten, es wurde unter anderem über folgende Themen gesprochen:
Ausgewertet wurden die Daten mithilfe von Regressionsanalysen, welche für die jeweiligen Untersuchungsziele, beispielsweise der Messung des Effekts auf die Beschäftigung, angepasst wurden.
Studienergebnisse
Zentrale und aus Sicht der Forscher wichtigste Erkenntnis war, wie elementar die Erreichung einer kritischen Masse an Freiberuflern in Unternehmen ist. Den Studienergebnissen zufolge liegt dieser kritische Wert bei 11%, um den Nutzen der Wertschöpfungskette optimal realisieren zu können.
Erklären lässt sich dieser durchaus hohe Anteil dadurch, dass Unternehmen Freiberufler häufig für große, vom Rest des Unternehmens unabhängige Projekte einsetzen. Auch viele unserer Kunden setzen Freiberufler gezielt für Projekte in der Forschung und Entwicklung ein. In der Studie wird hier von sogenannten Wachstumsbereichen gesprochen, für welche sich die Nutzung von Freelancern besonders eignet.
Diese Bereiche sind häufig von Stammmitarbeitern abgetrennt und arbeiten projektbasiert mit einem hohen Anteil Selbständiger. Positives Ergebnis dieser Trennung einzelner Geschäftseinheiten ist, dass sich der Großteil der Mitarbeiter auf die Cash-Cow des Unternehmens konzentrieren kann, während Freiberufler sehr technische und zukunftsorientierte Arbeiten übernehmen.
Ob und wenn ja, diese neuen Geschäftseinheiten Einfluss auf das Umsatz- und Beschäftigungswachstum haben, hängt laut Studie übrigens nicht von der Unternehmensgröße ab. Somit ist für die Effektivität von Freiberuflern nicht von Relevanz, wie groß ein Unternehmen ist. Nichtsdestotrotz haben Freiberufler auch in großen Unternehmen einen Umschwung hin zu mehr Dynamik und Innovation ermöglicht.
Blick in die Praxis: Erfolgreich von der analogen in die digitale Welt
Ein in der Studie diesbezüglich genanntes Beispiel ist Argos, ein in Großbritannien und Irland tätiger Kataloghändler, der in Zusammenarbeit mit einem Team von Freiberuflern sein Online-Einkaufsgeschäft ArgosDirect entwickelte und startete. Das Unternehmen selbst verfügte nicht über die Expertise und Ressourcen einen digitalen Marketplace zu starten und nutzte so die Expertise von Freelancern. Obwohl Argos als Kataloghändler bekannt ist, werden inzwischen rund 58 % der Verkäufe online erzielt, wobei die Argos-Website die am dritthäufigsten besuchte Einzelhandelswebseite im Vereinigten Königreich ist
Was dieses Beispiel sehr gut verdeutlicht ist, dass auch Unternehmen ohne ausgeprägte Erfahrungen und Ressourcen in der IT durch Freelancer zu nationalen oder sogar internationalen Führungsspielern aufsteigen können.
Fortsetzung: Studienergebnisse
Besonders interessantes Ergebnis der Studie ist, dass die Nutzung der Dienste von Freiberuflern es Unternehmen ermöglicht, auf hoch spezialisierte Talente zurückzugreifen, die gegebenenfalls nur für einen kleinen Teil der Produktion benötigt werden. Durch diese begrenzte Notwendigkeit der Nutzung verursachen sie in der Zeit, in der sie nicht benötigt werden, keine Kosten für das Unternehmen. Diese erhöhte Flexibilität in Bezug auf die Kostenstruktur ermöglicht es, besser auf Veränderungen im Markt, beispielsweise neue Wettbewerber oder auch auf makroökonomische Effekte zu reagieren.
Bereits mehrfach, unter anderem an der Finanzkrise und derzeit auch der Corona-Pandemie, hat sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass Unternehmen mit kleinen Fixkostenblöcken dank der erhöhten Flexibilität besser durch und anschließend auch aus Krisen kommen.
Blick in die Praxis: Fixkosten senken, Vorsprung durch Experten
Bemerkenswertes Beispiel für die intelligente Nutzung der Vorteile in der Kostenstruktur ist unter anderem Alphabet, der Mutterkonzern Googles. Hier setzt man bereits seit vielen Jahren in diversen Tochtergesellschaften großflächig auf die Fähigkeiten von Freiberuflern. Neben dem bereits angesprochenen Innovationscharakter verkleinern Freiberufler die Fixkostenblöcke und tragen so zu erhöhter Flexibilität bei. So konnte Alphabet in Zeiten der globalen Lockdowns flexibel auf den eingebrochenen Werbemarkt reagieren und pünktlich zur Erholung des Marktes erneut aufstocken und ein starkes Umsatzwachstum verzeichnen. Auf diese Weise tragen Freelancer zur Steigerung der Einnahmen und in Zeiten von Wirtschaftswachstum zur Schaffung von Arbeitsplätzen bei, da Unternehmen geringere Risiken und somit auch Hürden bei der Anstellung haben.
Fortsetzung: Studienergebnisse
Zuletzt wird von den Forschern auch das Innovationsniveau als bedeutend eingestuft. Umsatz- und direktes Beschäftigungswachstum sind im Vergleich zu einer gesamten Branche positiv mit einem höheren Innovationsniveau verbunden. Hieran zeigt sich klar, dass Freiberufler Aufgaben mit Innovationscharakter übernehmen und erfolgreich für Umsatz- und Beschäftigungswachstum in Unternehmen sorgen. Je höher der Innovationsgrad, desto eher resultiert, laut den Ergebnissen der Regressionsanalysen der Studie, Wachstum in beiden genannten Bereichen.
Hieraus lassen sich, aufbauend auf dieser Erkenntnis, Unterschiede zwischen Branchen erkennen. So lässt es sich in der IT schlicht besser umsetzen, die Fähigkeiten von Freelance-Experten in innovativen Projekten zu nutzen. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Einsatz von freiberuflichen IT-Experten für Unternehmen sinnvoller ist als der Einsatz in anderen Bereichen. Sowohl unsere Erfahrungen als auch Beschäftigtenzahlen aus den USA validieren diesen Punkt. Hier nutzen Unternehmen wie beispielsweise Google, das man durchaus als innovativ bezeichnen kann, nicht selten häufiger alternative Beschäftigungsformen, wie Freelancing, als festangestellte Personen.
Einordnung der Ergebnisse
Wie sicherlich viele Leser, sehen auch wir spezifische Zahlen, wie die in der Studie genannte kritische Masse von 11% Freiberufler in Unternehmen, ab welcher sich deren Mehrwert in der Wertschöpfungskette optimal manifestiert, lediglich als Richtwert an. Gleichzeitig erkennen wir die Wichtigkeit des Ergebnisses als solches und betrachten die Studienresultate als Wegweiser.
In der Studie sehen wir einen sinnvollen Beitrag zur Debatte rund um die Freiberuflichkeit. Ohne diese Debatte, gäbe es keine Statistiken und Forschungsinhalte, welche wir als äußerst wichtig betrachten. Darüber hinaus waren wir durchaus erfreut zu sehen, dass wissenschaftlich genau aufgezeigt wurde, was uns Kunden täglich mit auf den Weg geben: Freiberufler haben einen entscheidenden Einfluss und Nutzen in Wachstumsprojekten und sind Innovationstreiber.
Positives Feedback unserer Kunden und auch wissenschaftliche Analysen bestätigen uns täglich in unserer Mission. Wir möchten Organisationen den Nutzen der Zusammenarbeit mit Freiberuflern aufzuzeigen. Unsere Devise dabei: Gemeinsam die Ziele aller Partner erreichen, Vordenken und Herausfordern!